Auch ein Dudelsack muß stimmen

8. August 2015

Zu Besuch auf dem British-Flair-Festival in Klein Flottbek, das bis vor einigen Jahren noch British Day hieß, dies aber mutmaßlich aus namensrechtlichen Querelen inzwischen nicht mehr tut. Ein schöner Spaß, an dem auf übersichtlichem Raum und zeitlich eng getaktet alles an britischen Klischees abgefeiert wird, dessen man in so kurzer Zeit habhaft werden kann: Stände mit typischen Lebensmitteln (Marmelade, Fudge, Whisky, Stout Beer, Fish, Chips, Crisps, indische warme Küche, …), Kleidungsmitteln (Damenhüte, Tweedjacken, Wollpullover, Maßschneider), Sportarten (Polo, Cricket, Gummistiefelweitwurf, Falknerei, Oldtimersammeln), Kultur (Hundespielzeug, Internate, Promenadenkonzert, Beatles-Coverbands).

An Whisky und Highland Games kann man bereits eine deutliche schottische Präsenz ablesen, und das macht sich im Lauf des Tages auch akustisch in Form einer Marching Band mit Dudelsäcken bemerkbar. Sowas ist ziemlich imposant, selbst wenn man nur danebensteht. (Ein befreundeter gebürtiger Londoner, der einen Sonnenaufgang über den Highlands beschrieb, faßte es mal zusammen mit “If – in that moment – over those hills a company of scottish warriors marched out of the fog, armed with nothing but the pipes, I would have started running and not stopped until back in London.”.)

Nun marschieren sie da auf der Stelle und liefern alle offiziellen und inoffiziellen schottischen National- und Schlachthymnen ab (wobei ich persönlich Highland Cathedral und Loch Lomond schöner finde als Amazing Grace oder Scotland The Brave, aber egal).

Der Konzertmeister ist allerdings mit dem Klang nicht zufrieden. Bei allem, was man über britische Klischees zu wissen glaubt, würde man annehmen, es gebe jetzt eine mindestens 350 Jahre alte Methode, den Klangkörper zu perfektionieren, aber nein: Wenn nötig, ist die Gegenwart schneller da, als man glaubt: Er zückt nämlich ein elektronisches Stimmgerät und hat damit die Bordunpfeifen aller beteiligten Dudelsäcke in Minutenschnelle auf Kurs gebracht.

Dudel123

Es handelt sich um ein Einzweck-Analoggerät. Inzwischen gibt es sowas natürlich auch als App, aber wer weiß, ob die in Smartphones verbauten Mikrophone den Ansprüchen bei sowas genügen, und vielleicht regeln die ja ab, was hier ein Problem wäre, denn ein Dudelsack ist laut!

(Gekürzt veröffentlicht im Techniktagebuch.)